Spenglermeisterin Marina Brust | Meisterprüfungsausschuss
Heß
Meisterin mit glänzendem Meisterstück: Marina Brust fertigte ein filigran gearbeitetes Segelboot aus unterschiedlichen Materialien, das aktuell noch in der Meisterschule als Ausstellungsstück steht, bald aber ihr neues Haus schmücken soll.

Passende Gegensätze

Spenglermeisterin Marina Brust engagiert sich ehrenamtlich im Meisterprüfungsausschuss.

Morgens: ein wichtiger Termin zum eigenen Hausbau, nachmittags: Unterricht halten – Fachtheorie für den Meisterkurs. Nebenbei: Geschäftsübergabe vorbereiten und im elterlichen Betrieb voll im Einsatz. „Der ganz normale Wahnsinn“, erklärt Spenglermeisterin Marina Brust lachend ihren vollen Terminkalender. Zeit für ein Interview hat sie trotzdem noch kurzfristig eingeschoben. So steht die 36-Jährige in der Werkstatt der Spenglermeisterschule im Bildungszentrum Würzburg der Handwerkskammer, leicht außer Atem, aber nicht gestresst. Mit ihrer farbenfrohen roten Hose und Absatzschuhen ist sie in der Werkstatt trotz des optischen Gegensatzes auf den ersten Blick kein Fremdkörper. Hier fühlt sie sich wohl.

Meisterin der Zeit

Zwei große Ordner hat Marina Brust zuvor im flotten Tempo durch die Tür geschleppt. Unterrichtsmaterialien. Vieles davon selbst erarbeitet, neben Hausbau und Betrieb. Wie sie das alles schafft? „Zeit ist relativ“, zitiert sie schmunzelnd einen berühmten Astro-Physiker. „Für das, was einem Spaß macht, nimmt man sich die Zeit“. Für die Mutter eines sechsjährigen Sohnes zählt dazu definitiv auch das Ehrenamt fürs Handwerk. Seit Ende 2015 ist sie im Meisterprüfungsausschuss ihres Gewerks tätig. Dazu zählt neben der Prüfungsaufsicht und -korrektur auch die Vorbereitung der Aufgaben, die Prüfung und Genehmigung der eingereichten Meisterprojekte und die anschließende Bewertung. Dass sie als Spenglerin Einzelkämpferin unter Männern ist, sieht sie ganz gelassen. „Jeder hat sein Spezialgebiet auf das er schaut. Das läuft sehr harmonisch“, so Marina Brust über die Arbeit mit den Kollegen. Ihr Spezialgebiet beschreibt sie selbst als „das Künstlerische, alles was in Richtung Design und Oberflächengestaltung geht.“ Dieser Gegensatz zum normalen Arbeitsalltag tut ihr gut. Das lässt sich aus der Freude lesen mit der sie erzählt.

Spenglermeisterin Marina Brust | Meisterprüfungsausschuss
Heß
Werkstattinterview: Marina Brust im Gespräch mit Redakteurin Daniela Kraus.

Erfahrung trifft Offenheit

Sich ehrenamtlich im Meisterprüfungsausschuss zu engagieren, für Marina Brust gehört das einfach dazu. „Während der Meisterschule habe ich mir schon darüber Gedanken gemacht, hätte mir eigentlich gerne Zeit gelassen, aber es wurde jemand gebraucht und ich bin eingestiegen“, erzählt sie. Ihre Qualifikation war sicher dafür ausschlaggebend, dass sie für das Amt vorgeschlagen wurde. Ihre Meisterprüfung hat sie sehr gut abgeschlossen. Das würde Marina Brust selbst jedoch nie so hervorheben. Was solche Dinge betrifft, nimmt sie sich lieber zurück. Vor der Fotokamera weicht ihr Blick dem Objektiv des Öfteren aus, immer wieder streift sich die taffe Frau fast schüchtern durchs Haar. Dennoch macht sie tapfer mit und lächelt. Ausprobieren und offen für Neues sein, so lautet ihre Devise auch im Handwerk. Vor allem die Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses ist für sie eine Herzensangelegenheit. „Es ist toll zu sehen, wie junge Leute mit Begeisterung an ihr Handwerk rangehen. Und es freut mich, wenn ich aus meiner Erfahrung etwas weitergeben kann.“ Ihre Augen leuchten vor Freude, wenn sie davon erzählt. Wenn sie über die Meisterkursteilnehmer als „meine Jungs“ spricht, weiß man wie sehr sie die Arbeit mit Menschen mag. Vor ihrer Handwerksausbildung hat Marina Brust zuerst als Krankenschwester gearbeitet. „Das ist mittlerweile aber weit weg“, sagt sie. Das Fürsorgliche hat sie in ihr Handwerk mitgenommen. Und vereint das nun mit ihrer handwerklichen Begabung und vielen weiteren Seiten.

Spenglermeisterin Marina Brust | Meisterprüfungsausschuss
Heß
Handwerklich arbeiten und Handwerk unterrichten ¿ beide Seiten bringt Marina Brust zusammen.

Text: Daniela Kraus